Feldkircher Lyrikpreis 2018

 

16 Jahre Lyrikpreis Feldkirch

Haben Sie heute schon Poesie erlebt? Lyrik gelesen? Ein Gedicht gedacht? Entziehen Sie sich der Prosa des Alltags und feiern Sie mit uns das Gedicht – dies umso mehr als die Politik bestrebt ist, der Sprachkunst an Schulen den Todesstoß zu versetzen. Paralysiert vom Biss der Pisa-Schlange findet an allen Ecken „die“ neue Kompetenzvermittlung statt. „Nutzlos“ Erscheinendes, Spiel und Kreativität in der Literatur haben hiebei keinen Platz. Sprachkunst soll den Erfordernissen des täglichen Lebens weichen: Nutzlos ist, was in der Wirtschaft nicht gebraucht wird: Am Gängelband dieser Wirtschaft werden Lehrpläne auf Effizienz getrimmt. Effizient ist das Gelernte, wenn die Auswertung der Prüfungsergebnisse per Schablone und Kompetenz-Raster möglich, die Kompetenz überprüfbar ist. Kompetent ist, wer den richtigen Textbaustein an die richtige Stelle kopiert, an der richtigen Stelle das Antwortkreuzchen zu setzen fähig ist. Kompetenz ist gefragt. Nicht eigenes Denken, keine kreativen Ideen, sondern die Anwendung des richtigen Moduls, ist der Hit. Der Mensch soll für den Markt überprüfbar, vergleichbar, funktionsfähig gemacht werden. Ziel ist die Produktion eines genormten, jederzeit einsetzbaren, somit auch austauschbaren Kompetenzoiden. Damit einher geht der Verlust von Spielräumen, Kreativität, Assoziation und Eigeninterpretation. Bei Lerninhalten stehen jene Textsorten im Vordergrund, welche schlussendlich gebraucht werden. Sprachkunst, Lyrik stecken in der Krise. Zum 16. Mal findet der Feldkircher Lyrikpreis im Theater am Saumarkt statt. Ein Festival der Lyrik, das die Worte feiert, stille, kleine Worte hervorhebt, die Lust an der Sprache und ihre Möglichkeiten. Poetische Bilder, poetische Momente, poetische Filme: Ohne Poesie wäre das Leben klar, strukturiert und einseitig. Lyrik ist ausufernd und erzählt mit wenigen Worten lange Geschichten. Lyrik regt an zum Schweigen. Zum Denken. Zum Aufbegehren.

Feldkirch, im November 2018, Erika Kronabitter

Weitere Infos zu den Texten